13 - Meierei Augustental
Der Gründer der Meierei August Geest fuhr als Verkaufsfahrer für die Genossenschaftsmeierei in Wellingdorf die Milch von Haus zu Haus. Von seinem Verdienst kaufte er sich 1899 einen eigenen Milchwagen. Im Hause seines Bruders Christian Geest machte er sich am 1. März 1902 selbstständig und begann mit der Milchverarbeitung. 1904 kaufte August Geest im Augustental ein Grundstück und ließ in den Jahren 1904/1905 das zweistöckige Haus sowie ein Stallgebäude von der Firma Prien und Stamer errichten. Im Keller und Erdgeschoss wurde die Meierei eingerichtet.
Auch die Meierei war ein beliebtes Postkartenmotiv, hier eine Karte von1910. Die Meierei befand sich im 3m hohen Untergeschoss des Hauses und im Erdgeschoss.
Hier die Beschreibung einer Dampfmaschine um 1900. Solch eine Dampfmaschine, die mit einer Transmission viele Maschinen antrieb, war ein wesentlicher Bestandteil des technischen Betriebes der Meierei.
Der Dampf für die Milcherhitzung wurde in diesem kohlebefeuerten Quersieder-Dampfkessel erzeugt und trieb bis 1911 eine Kolbendampfmaschine mit 8 PS für die Transmission der Maschinen in der Meierei an (siehe Schautafel). Die Dampfmaschine wurde dann durch einen Elektro- und Dieselmotor ersetzt.
1911 wurde die Dampfmaschine durch einen Elektromotor ersetzt. Zusätzlich wurde dieser 25 PS starke Einzylinderdieselmotor von Deutz angeschafft, um bei Stromausfall den weiteren Betrieb in der Meierei zu gewährleisten. Der Motor trieb über das große Schwungrad die Transmission in dem Nebenraum an (Bild auf der Schautafel). Er ist immer noch betriebsfähig und steht heute in der Museumsmeierei in Molfsee.
1939/40 wurde der Meiereibetrieb durch einen Neubau neben dem alten Haus erweitert und modernisiert. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Ferdinand Geest 1942 den Betrieb, auch er erweiterte und modernisierte die Meierei.
Hier ein Betriebsraum 1952, ab 1912 wurde die Dampfmaschine durch einen Elektromotor ersetzt. 1911 hat Schönkirchen einen Stromanschluss bekommen. Das Trafohaus stand als kleiner Turm neben der Kirche, der Strom kam vom Wasserkraftwerk am Rosenfelder See.
Hier die »Butterei« 1952: Zunächst wurde die angelieferte Milch durch Tuchfilter gegossen und gereinigt. In einer Zentrifuge mit 3000 U/M trennte sich der Rahm von der Milch. Der Rahm, der zum Buttern gebraucht wurde, floss in 50 L Behälter, die in einem Wasserbad standen. Hier wurde er erwärmt, mit Buttermilch angesäuert und anschließend wieder gekühlt. Die Masse kam in ein sogenanntes "Holsteiner Butterfaß", das mit einem Rührwerk ausgestattet war, und wurde hier zu Butter verarbeitet (Hans Geest 1994 in der Chronik Schönkirchen).
Als die Meierei in Heikendorf 1945 völlig zerstört und die Zufahrtswege nach Kiel unpassierbar wurden, lieferten die Bauern aus der Umgebung die Milch in Schönkirchen ab. So wurden zeitweise bis zu 14.000 l Milch pro Tag in der Meierei verarbeitet (Hans Geest 1994 in der Chronik Schönkirchen).
Das Bild zeigt das neue große "Holsteiner Butterfaß", in dem 1965 die »Deutsche Markenbutter« erzeugt wurde.
Die Handelsklasse »Deutsche Markenbutter« wird für die qualitativ höchstwertige Butter vergeben. Sie darf nur aus Milch von Kühen oder daraus unmittelbar gewonnenem Rahm (Sahne) hergestellt werden. Bei der monatlich durchzuführenden Butterprüfung müssen in jeder geprüften Kategorie mindestens vier von fünf möglichen Punkten erreicht werden. Zur Verpackung sind spezielle Buttereinwickler zu verwenden (Quelle Wikipedia).
Mit Kriegsbeginn 1939 wurden die Lebensmittelkarten eingeführt und 1949 bis 1953 schrittweise wieder abgeschafft, sie prägten mehr als ein Jahrzehnt lang das Alltagsleben, dies auch in der Nachkriegszeit. Diese Butter- und Fettkarte (Deutschland - Britische Besatzungszone) war in Schleswig-Holstein 1946 gültig. Die Besatzungszone endete im September 1949.
1952 lud Ferdinand Geest mit dieser Karte zum 50-jährigen Jubiläum der Meierei zur Feier in Heuck's Gasthof ein. Die »anhängende Karte« heftete er seinen Milchlieferanten an die leeren Milchkannen, wenn diese wieder abgeholt wurden, er war aber auch nicht nur sparsam.
Ferdinand Geest war als Meierist, Ehrenamtler und Sportler fleißig und erfolgreich. Er hat aber auch gern gefeiert wie hier 1952 das 50-jährige Jubiläum in Heuck's Gasthof beim Wirt William Ibelshäuser. Beim Gildeumzug kehrte die Gilde mit dem Festumzug immer bei der Meierei ein, dort gab es dann zur Stärkung »Buttermelk und Köm«.
Alle Firmen und Verbände feierten 1960 die 400-Jahr-Feier der Alten Gilde Schönkirchen mit einem großen Festumzug. Da war auch Ferdinand Geest dabei. Als Markenzeichen war ein großes Paket der »Deutschen Markenbutter« auf dem Führerhaus zu sehen.
1969 wurde die Meierei an die neu gegründete Kieler Milchzentrale verkauft. Der Schornstein stand noch als letztes Relikt einer sehr erfolgreichen Zeit für 67 Jahre der Meierei in Schönkirchen.
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