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29.08.2018

Von Bombenabwürfen und Blindgängern - Kampfmittelräumdienst erstellt digitales Infosystem

Es sind akribisch festgehaltene Daten über Bombenabwürfe und Blindgänger in Heikendorf und Mönkeberg, handschriftliche Aufzeichnungen zu Ort und Datum eines Abwurfs, beseitigte Blindgänger sowie weitere Angaben.

Diese Liste von 1944/45 ist für Mark Wernicke vom Kampfmittelräumdienst Schleswig-Holstein „wie ein kleiner Lottogewinn“.
Die Landesbehörde erstellt in einem  Fünf-Jahres-Projekt ein landesweites digitales Infosystem über mögliche Bomben-Verdachtsflächen. Dazu werden von dem beauftragten Kieler IT-Dienstleister Egeos mit Projektleiter Marten Thiele sämtliche vorliegenden Daten erfasst. In den ersten zwei Jahren wurden bereits 250.000 Seiten ausgewertet. 

Luftbildaufnahmen als Basis

Ein wichtige Grundlage für die Arbeit sind Luftbildaufnahmen der Alliierten, die in England archiviert sind. Allein 150.000 solcher Fotos aus Flugzeugen liegen für Schleswig-Holstein vor. Das Zauberwort beim Kampfmittelräumdienst heißt „Bomben-Blindgänger-Hinweispunkt“. Davon gibt es so einige rund um die Kieler Förde. Zwei Drittel der über Schleswig-Holstein 45.000 Tonnen abgeworfenen Bomben gingen auf Kiel und Umgebung nieder. Zeigt sich bei der Auswertung der Luftbilder eine Verdachtsfläche, muss auf einem geplanten Baugrundstück zunächst gebohrt werden. Diese aufwändigen und teuren Sondierungsbohrungen möchte man sich dank des neuen Infosystems künftig im Idealfall möglichst ersparen. „Die vielen jetzt gesammelten und gebündelten Daten ergeben ein Gesamtbild, das es uns ermöglicht, eine Fläche schneller zu betrachten bei gleichzeitig größtmöglicher Präzision“, erklärt Wernicke.  
Die Daten aus dem Schrevenborner Amtsarchiv sind deshalb umso wertvoller. Amtsarchivarin Brigitte Hatke-Beck hat die vermutlich von einem Verwaltungsmitarbeiter erfasste Liste eher zufällig in den Dokumentationen von Alt-Bürgermeister Herbert Sätje entdeckt, die dieser für die Heikendorfer Gemeindechronik zusammengestellt hatte. Mark Wernicke und Marten Thiele hoffen nun auf weitere solcher wichtigen Aufzeichnungen  aus Gemeindearchiven und anderen Beständen. Und sie setzen darauf, dass in Privatbesitz auf Dachböden und in Kellern noch so manche bislang unentdeckte Fotokiste schlummert mit Aufnahmen von Kriegsschäden, die am Boden entstanden. Das wäre dann ein weiterer kleiner Lottogewinn.

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